Gerhard Illi

Seine Musik

Am Anfang stand nur der Traum … zwei Steine schlagen gegen einander, der Klang, der Rhythmus, die Ekstase … das Kind – und in uns allen lebt ein Kind – sieht ein Schlagzeug, es kann nicht widerstehen und beginnt mit der x-ten Verwirklichung des Traumes … eine Geschichte ohne Worte erzählen … die Schläge verwandeln sich in Klänge, die sich in der Unendlichkeit des Raum – Zeit Kontinuums verlieren … Schreie, Botschaften, Zärtlichkeit, Lächeln … wer weiss! … der Ausführende ist nur Vermittler des ewigen Rhythmus.

 

Das Schlagzeug als Traum

Die Musik wird live improvisiert. Es gibt keine Partitur, und sie ist auch nicht nötig. Einzig kleine Strukturen helfen mir, meine unbändige Fantasie zu zügeln, ohne dass dies jedoch eine Einschränkung der spontanen Kreativität bedeutet. Diese Versatzstücke haben keine festgelegte Ordnung, sie sind selbst Teil des improvisierbaren Materials. Ab und zu taucht mal eines auf, manchmal auch keines. Dieses ständig sicg verändernde Gerüst ist aber beileibe nicht nur auf den rhythmischen Ablauf beschränkt, sondern bezieht auch klangliche und harmonische Elemente mit ein.

Wie wenn es sich um eine Erzählung handelte, entwickelte sich eine musikalische Geschichte, in jedem Konzert eine andere, da ja die Einflüsse, das heisst die Umstände, Zeit und Raum, verschieden sind. Genau wie im Märchen oder der Legende erscheinen plötzlich archetypische Figuren. Alles mit dem Ziel, den Zuhörer / Zuschauer auf eine Reise in eine unbekannte Welt voller Klänge, die mal urvertraut, mal neu und fremd sind, mit zu nehmen.

Das Schlagzeug wurde fälschlicher Weise oft als ein Instrument des Lärmes und des Rhythmus betrachtet. In Wirklichkeit aber ist das Schlagwerk vor allem eine unschätzbare Quelle neuer Klänge. Auf der anderen Seite lässt sich der Rhythmus mit seinen polyrhythmischen Überlagerungen als ein Klangelement in den musikalischen Ablauf integrieren und wird so zu einem wichtigen Teil der Gesamtkreation.

Auf die Frage nach der Zukunft der Musik antwortete Dizzy Gillespie: „ Sie wird wieder dorthin gehen wo sie angefangen hat, bei einem Mann mit einer Trommel“. In dieselbe Richtung weist auch John Cage in seinem „The Future of Music: Credo“ 1937 in dem er glaubt: „Percussion music is a contemporary transition from keyboard-influenced music to the all-sound music of the future. Any sound is acceptable to the composer of percussion music…” (Perkussionsmusik ist ein zeitgenössischer Übergang von der durch die Tasteninstrumente beeinflussten Musik zur Musik der reinen Klänge der Zukunft. Jedweder Klang ist für den Komponisten von Perkussionsmusik akzeptabel).

Aus dem vorhergehenden wird klar, dass es sich keinesfalls um ein Schlagzeugsolo im herkömmlichen Sinne handelt, in dem eine verfeinerte Technik oder überdurchschnittliche Geschwindigkeit zur Schau gestellt werden, sondern dass es einfach Musik für ein Schlagzeug ist.